5. Die digitalisierte Hochschule: Wie nutzen Universitäten E-Learning?
Nicht zuletzt durch die sogenannten MOOCS (Massive Open Online Courses) ist E-Learning an Universitäten in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. An vielen Hochschulen weltweit kommt bereits eine stetig wachsende Bandbreite an verschiedenen Bildungstechnologien zum Einsatz. Blended Learning (siehe Grafik), eine Mischung aus Online- und Präsenzunterricht, ist mit Abstand das meistgenutzte Lernformat an deutschen Universitäten. Welche anderen digitalisierten Lernelemente und -formate im nationalen und internationalen Hochschulbereich zum Einsatz kommen, zeigt der nachfolgende Überblick.
Blended Learning: Live-Digitized-Lectures
Sogenannte „Live-Digitized-Lectures“ (LDL) sind Vorlesungsaufzeichnungen, die an vielen Hochschulen Verbreitung finden. Vorlesungen werden meist im Hörsaal aufgezeichnet und den Lernenden entweder live oder zeitversetzt auf der Website oder dem Learning Management System (LMS) der Hochschule bereitgestellt. Eine LDL umfasst in der Regel einen Videomitschnitt der Vorlesung sowie einen Screencast der eingesetzten Materialien (z.B: einer PowerPoint Präsentation). Studierende können daraufhin im eigenen Tempo und beliebig oft noch einmal die Lerninhalte durchgehen und werden vor allem oft zur Examensvorbereitung genutzt. Live übertragene LDL werden bevorzugt von Universitäten eingesetzt, die mit räumlichen Engpässen zu kämpfen haben, um Vorlesungsausfälle für Studierende vorzubeugen. LDL können, sofern sie z.B. in einem LMS bereitgestellt werden, um sinnvolle Verlinkungen, Tests, Diskussionsforen und zusätzliche Dokumente bereichert werden.
Digitalisierte Wirklichkeit: Computersimulationen
Studierende der Natur- und Ingenieurwissenschaften kennen bereits die Vorzüge von computersimulationsgestütztdem Lernen: Simulationen basieren auf interaktiven Visualisierungen eines Modells in vereinfachter Form, das das Verständnis komplexer Zusammenhänge effektiv fördert. Studierende können mittels interaktiver Steuerung zahlreiche Parameter variieren und somit Ursache- und Wirkungszusammenhänge untersuchen und nachvollziehen. Dafür dienen vor allem computersimulierte Laborumgebungen, die z.B. vermehrt in der physikalischen Lehre, der Pharmazie, Humanmedizin und in den Ingenieurwissenschaften zum Einsatz kommen. Die Universität Würzburg entwickelte beispielsweise für Studierende des Lehrstuhls Experimentelle Physik I ein Simulationsprogramm, das Nutzern spielerisch die Welt der ultrakurzen Laserpulse nahebringt.
Online Learning: Die Welt der MOOCs
Reine Online-Lehrangebote an Universitäten mit mindestens 80-prozentigen Anteil an computergestütztem Lernen sind zuletzt durch die sog. MOOCs (Massive Open Online Courses) bekannt geworden. Ausgehend von der Open Educational Resource Bewegung entstanden in Kanada im Jahr 2008 die ersten MOOCs, die durch fehlende Zugangsvoraussetzungen oder Teilnehmerzahlen den Zugang für eine breite Öffentlichkeit ermöglichten. MOOCs gleichen dem Konzept von Online-Seminaren mit aufgezeichneten Vorlesungen (Lernvideos), Screencasts (z.B. Foliensätze), Diskussionsforen, Übungsaufgaben und Seminardokumente. Gegen eine geringe Gebühr können Nutzer bei bestandener Endprüfung ein Zertifikat für die Belegung eines MOOCs erlangen, die beispielsweise von Plattformen wie Udacity, Coursera und edX angeboten werden. Einige Universitäten wie z.B. die Tel Aviv University nutzen MOOCs im Rahmen eines „blended MOOCs“ Konzepts, in der diese Onlinekurse gezielt in den regulären Lehrplan eingebunden werden. Die Technische Universität München produziert beispielsweise eigene MOOCs, um damit ein internationales Publikum zu erreichen, während die Universität Marburg im Rahmen des „Virtual Linguistics Campus“ Teilnehmenden ermöglicht durch Linguistik-MOOCs sowie anschließenden Online-Tests zusätzliche Zertifikate zu erwerben.
- Hochschulforum Digitalisierung „Digitale Lernszenarien im Hochschulbereich“
- E-Teaching.org „E-Learning Praxis an deutschen Hochschulen“
- European University Association „Learning and Teaching in European Universities“
- Technische Universtiät München Medienzentrum
- Virtual Linguistics Campus Universität Marburg
- „Femto Welt“ Universität Würzburg